Foodsave-Bankett: Genüsslich retten

Zu krumm, zu kurios, zu kurz – und so köstlich: An der langen Tafel rettet man Food-Waste-Nahrungsmittel mit Genuss, erstmals auch in Münsingen.


2,8 Millionen Tonnen. Eine Zahl, die fast im Hals stecken bleibt – denn sie beziffert die Menge an Lebensmitteln, die in der Schweiz jährlich im Abfall landen, statt den Appetit zu stillen. Food-Waste ist eine unnötige Verschwendung von Ressourcen, Energie und Geld. Obwohl sich die Schweiz im Rahmen der UNO-Ziele für nachhaltige Entwicklung dazu bekannt hat, weltweit die Lebensmittelverschwendung bis 2030 zu halbieren, bleiben verbindliche Zielvorgaben und Massnahmen weiterhin weitgehend aus. Menschen wie Johanna Knutti Rutishauser nehmen das Rezeptheft selbst in die Hand und rühren Food-Rettungsaktionen mit der grossen Kelle an: Gemeinsam mit ihrem Team an Freiwilligen plant sie seit vielen Monaten das erste Foodsave-Bankett in Münsingen. Unter den schattenspendenden Baumkronen der Schlossallee laden am 18. September lange Tafeln dazu ein, ein Festmahl aus Überschusszutaten zu verspeisen. Die Teilnahme an einem Foodsave-Bankett auf dem Berner Bahnhofplatz inspirierte Johanna Knutti Rutishauser dazu, ein ebensolches in ihrer Wohngemeinde zu realisieren: «Es hat mich berührt, dass Alt und Jung, Arm und Reich am selben Tisch essen und sich genussvoll dem wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln bewusster werden.» Welches Menü die Profi-Köche Bettina Jenzer, Yanick Mumenthaler und Joel Dussex zaubern, ergibt sich erst aus dem, was die Felder der Region zum Event hin hergeben: Getreu dem Motto «Chrumm & fein» verwerten sie die saisonale Ernte, die wegen «Schönheitsfehlern» nicht den detailhandelsüblichen Normen genügen.


«Geschmack und Reife sind massgebend, nicht genormte Formen und Grössen.»

Johanna Knutti Rutishauser, Initiantin Foodsave-Bankett Münsingen


Mitbekommen hat die Initiantin diese nachhaltige Denkweise von ihrer Mutter, die es meisterlich verstand, Essensresten vorzubeugen, alten Stofffetzen neuen Sinn zu verleihen oder ausgediente Schuhbändel als Gartenschnüre für die Tomatenstauden zu brauchen – zu einer Zeit, als der Begriff «Upcycling» noch nicht geläufig war. «Zwar habe ich als Kind diesen Verwertungseifer nicht immer begriffen, doch hat mich dieser in vielerlei Hinsicht geprägt», weiss Johanna Knutti Rutishauser, die vor rund zwei Jahren mit ihrem Partner This Rutishauser einen Genossenschaftsladen eröffnete. In ihrem «Tante Emma – unverpackt einkaufen» füllt man nachhaltige Nahrungsmittel in mitgebrachte Behälter ab, um Abfall zu vermeiden. «Ich möchte die Menschen auf die Luxuserscheinung der Lebensmittelverschwendung sensibilisieren und erlebbar machen, dass nicht Form oder Grösse massgebend sind, sondern Reife und Geschmack.» Am Foodsave-Bankett haben alle die Möglichkeit, Food-Waste entgegenzutreten – oder besser gesagt «entgegenzusitzen» – und ihre Portion Engagement dazu zu tun. Foodsave-Bankett Münsingen, Samstag, 18. September 2021, ab 12 Uhr.

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