Mensch – Wächter

 

Reto Bärtschis Arbeiten sind widersprüchlich, surreal und zugleich bodenständig. Und über allen wacht der Wächter.

Reto Bärtschi lebt und arbeitet auf dem Kunst-Hof, ein Atelier in ländlicher Umgebung, das aber auch anderen Künstler:innen, ein zweites Zuhause geben soll. Es ist ein Ort zum Kreativsein und Verweilen. Er ist Ursprung, Austragungsort, Inspiration, Pinsel und Leinwand. Momentan hat Reto Bärtschi dort Grosses vor: Aus alten Containern entsteht eine Wohnung; ausserdem entsteht ein 9 × 9 Meter grosser Kubus, in dem er an einer 3 × 3 Meter grossen Zeichnung arbeiten will.

Unverkennbares Markenzeichen

Allgemein haben es ihm verschiedene Materialien und Medien angetan und er verwendet mitunter auch gerne «Unterwartetes». So hat er zum Beispiel einen seiner Wächter aus dem Sägemehl, das im Finale des ESAFs 2019 verwendet wurde, erstellt. Dazu hat er das Sägemehl mit Weissleim gemischt und dann wie Ton geformt. Ein anderes ist der «Burning Wächter»: Zuerst hat er aus einem Baumstamm Holzbretter geschnitzt, aus diesen dann einen Wächter erstellt, diesen verbrannt und aus der so entstandenen Kohle einen neuen Wächter gezeichnet. Mit seinen Wächtern hat er eine unverkennbare Form und ein Markenzeichen geschaffen. In sehr vielen Arbeiten des Künstlers – egal welches Material und welche Form – sieht man irgendwo einen Wächter – mal ganz filigran, teils meterhoch, mal hier mal da. Der Wächter selbst ist geprägt von der Grundform Mensch und eine Art frühkindliche Vorform des Strichmännchens. «Die Wächter sind auf das Minimum reduzierte Menschen und ein Symbol für die Botschaft: Ich beschütze jemanden.»

 

Inspiration und Einfluss

Inspirieren lässt er sich von Menschen und wie sie miteinander umgehen. In seinen Arbeiten spielt er so auch mit Widersprüchen, inszeniert das innere Leben und verarbeitet Eindrücke. Auf die Frage, was für ihn Kunst sei, antwortet er: «Was ist zwischen Kunst und mir? Was man nicht sieht, was es mit mir macht – die Kommunikation zwischen mir und dem Bild, das, was dazwischen passiert, das ist Kunst.»

Zudem hat er einige Zeit in Japan verbracht, wo er in die Kalligrafie eingewiesen wurde, die ihn in seiner Kunst stark geprägt hat. «Ich habe gelernt, mehr aus dem Körper heraus zu zeichnen.» Mit schwarzer Tusche zeichnet er seine unter der Lupe entstandenen zarten, filigranen Zeichnungen, die auf das verweisen, was jenseits der messbaren Dinge sichtbar werden kann. Den kalligrafischen Zeichnungen zugrunde liegen nicht selten Gedichte und Geschichten, grafisch interpretiert. Und gezeichnet mit meisterhaftem Strich und Detailverliebtheit. Auch hier ist der charakteristische Wächter zu sehen und auch sie thematisieren menschliche Beziehungsgefüge.

www. retobaertschi.ch

 

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